
Es gibt magische Tiere
Horse - of course!
Der Narr in mir lässt mich denken, alles Normale wäre logisch und alles Logische wäre normal. Es ist dieser Narr in mir, der mich zu Tode langweilt.
Durch den Fensterspalt dringen viel zu zeitig Sonnenstrahlen und Vogelstimmen. Letztere zwingen sich in meine mit Wachs verschlossenen Gehörgänge, bilden Ausschlag in meinem Hirn. Zwitscherblasen, gepiepster Herpes. Meine Augen wollen sich nicht öffnen, als hätten sie Angst, die tausend Sonnen verbrennen mich mitten durch die Pupillen. An meinen Wimpern klebt Marmor.
„Ich kann meine Füße nicht bewegen.“
Dann lass es doch.
Neben mir sitzt ein Pferd. Es raucht. In meinem Bett. Ich hasse es, wenn jemand in meinem Bett raucht. Mir ist schlecht.
„Was tust du hier?“
Ich sitze und rauche.
„Das sehe ich. Warum tust du das und warum hier, bei mir?“
Du hast mich gewonnen, weißt du das nicht mehr?
„Du bist ein Pferd!“
Und du bist ein Narr.
Mein Hirn ist leer. Mein Magen brennt. Meine Füße gehorchen nicht. Ich wische mir den Marmor von den Augen und starre es an. Seine Nüstern blähen sich dezent als es den Rauch ausstößt. Ich würde ihm später einen Kaugummi anbieten, nehme ich mir vor.
„Ich muss arbeiten. Du kannst nicht hier bleiben.“
Warum nicht? Ich wohne jetzt hier. Außerdem ist heute Sonntag. Niemand arbeitet am Sonntag.
„Du wohnst hier nicht. Du bist ein Pferd.“
Soweit waren wir schon. Und ich sagte, du bist ein Narr. Das langweilt. Lass uns frühstücken.
„Entschuldige, aber mein Hafervorrat für diese Woche ist bereits verbraucht. Ich hatte Schweinchen Babe gerade erst zu Besuch.“
Sarkasmus ist ein Hilfeschrei, wusstest du das?
„Jetzt weiß ich es. Was bist du, mein Therapeut, meine moralische Fliegenklatsche?“
Ich bin dein Pferd. Das muss reichen.
Ich bekomme Angst. Die Erinnerung an mein Gestern ist so rappig wie sein Fell. Schwarz und ohne jegliche Schattierung. Einfach nur schwarz.
„Hast du einen Namen oder soll ich dich einfach nur Pferd nennen?“
Nenn mich Areion.
Unter der Dusche gelingt es mir nicht, einen klaren Kopf zu bekommen. Bruchstücke vergangener Stunden schieben sich ins Schwarz meiner Gedanken. Ein Tunnel. Helles Klirren. Der Geruch von gebratenen Eiern…
„Was ist das?“
Wonach sieht es denn aus?
„Ich weiß genau, was das ist, nur begreife ich nicht, was das alles soll. Und zu deiner Information, ich esse keine Eier. Scheiße, Mann, du bist ein Pferd. Du stehst in meiner Küche und brätst mir Eier. Was soll ich davon halten?“
Wenn du keine Eier magst, dann nehme ich sie. Was willst du stattdessen, Haferbrei?
Ich lasse mich auf meinen Küchenstuhl fallen. Kraftlosigkeit besiegt meine Beine. Von meinen Haaren tropft Verzweiflung. Ein irres Kichern schiebt sich durch meine Brust.
„Kannst du auch Kaffee kochen?“
Ist das eine rhetorische Frage? Ich bin ein Pferd, das in deiner Küche steht und Eier brät, natürlich kann ich Kaffee kochen.
Das irre Kichern befreit sich aus meinen Rippen und erbrüllt sich in die Küchenzeile während sich das Pferd eine weitere Zigarette anzündet. Mit fünf Löffeln Zucker ersticke ich meinen Kaffee und nehme mir ebenfalls eine.
Du rauchst? Das ist ungesund, das weißt du.
„Wie gebratene Eier für Pferde.“
Punkt für dich.
„Und was hast du jetzt vor?“
Das Gleiche wie du. Ich bin dein Pferd. Was hast du vor?
Die tropfende Verzweiflung ist unter mir zu einer großen Pfütze geworden. Ich lasse mich vom Stuhl rutschen, tauche in die betrunkene Stille. Gleißend schließt sich der Himmel über mir. Schwimmen. Davonschwimmen. Dahinschwimmen. Entkommen. Benommen. Ich öffne die Augen…
Dein Kaffee ist tot. Zieh dir dein Mi-Parti an und lass uns grasen gehen, draußen scheint die Sonne.
Echte Cowboys des Punk & Rock ’n‘ Roll brauchen eben keine heißen Hüfer unterm Hintern, sie sind heiß genug, sobald sie die Bühne betreten. Bei Euch sprühten die Funken, nicht nur aus den Augen deiner kleinen stupsnäsigen Gouvernante in der ersten Reihe (nicht vor Begeisterung, wohl gemerkt, sondern aus Erzürnung über die wilde Konkurrenz durch uns drei Grazien). Ihr brachtet den Saloon zum Glühen, Kinderaugen zum Leuchten, Hundeschwänze zum Wedeln und mich zum Schwärmen – also wie immer.
Einziger Unterschied: Diesmal wurden keine Schlüpfer geworfen. Aber du hast ja deine eigenen. Dabei hatten wir, Mandy, Sandy und Candy, uns extra präpariert für den Abend. Die Push-Ups waren geschnürt, die Nägel bunt verziert und die Beine fein rasiert, auf all unsere Schlüpfer hatten wir vorsorglich unsere Telefonnummern gestickt und die ondulierten Haarteile waren farblich passend abgestimmt auf die mannigfaltige Haarpracht eines jeden Einzelnen von euch.
Allerdings, ein Kritikpunkt sei mir gestattet. Bei der Wahl des Liedgutes hätte ich gerne eines mehr dabei gehabt, das deine wunderbar tiefe Stimmlichkeit mehr betont hätte. Also bitte, das nächste Mal mehr Tiefe, viel mehr Tiefe Honey!
P.S. … und zauberhafte Grüße an Max und Uwe, die quasi backstage für unsere Unterhaltung sorgten
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.