5 wilde Tiere im Ritt durch die Hauptstadt

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Berlin, Viertel vor Zehn am Abend, im Keller einer Bar, fünf ungezähmte Männer, eine Bühne, raue Instrumente. Sie scharren mit den Hufen, schütteln die Mähnen. Ich schwinge mich in den Sattel, wippe mit dem Fuß, schnippe mit den Fingern, schreie laut die erste Textzeile mit, die ich sofort erkenne. Der Ritt beginnt, unter Tage, weit weg von grünen Wiesen. Ein Ritt durch die Nacht, wild und ungestüm, Zähmung nicht in Sicht.

The Horse Force 5 sind Indie-Rock pur und ohne Sattel. Sie brauchen kein Zaumzeug, sie haben Schlagzeug. Ihr Bass wummert wie schwere Hufe auf hartem Boden im Galopp durch den Canyon der Großstadt. Die Gitarre – bespannt mit feinstem Schweifhaar, gespielt mit Pferdestärken – schreit, windet sich, pflügt die biergetränkte Luft. Angeführt vom Leithengst folgen vier Mustangs keinem Gesetz, nur seinem Gesang, der außen dreckig ist, tief und derb und in seinem Innersten an Herz verblutet, mitunter einer zarten Berührung gleicht um sich dann wild aufzubäumen und zurück in die Wildnis zu traben.

Das Licht flackert, die Nüstern sind gebläht, die Mähnen struppig. Die Bar ist nun schwarz, zu eng für euch, zu trocken, die Luft brennt. Ihr müsst weiter ziehen. Ich reite mit euch!

Fünf Männer und kein Pferd in Sicht

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Echte Cowboys des Punk & Rock ’n‘ Roll brauchen eben keine heißen Hüfer unterm Hintern, sie sind heiß genug, sobald sie die Bühne betreten. Bei Euch sprühten die Funken, nicht nur aus den Augen deiner kleinen stupsnäsigen Gouvernante in der ersten Reihe (nicht vor Begeisterung, wohl gemerkt, sondern aus Erzürnung über die wilde Konkurrenz durch uns drei Grazien). Ihr brachtet den Saloon zum Glühen, Kinderaugen zum Leuchten, Hundeschwänze zum Wedeln und mich zum Schwärmen – also wie immer.

Einziger Unterschied: Diesmal wurden keine Schlüpfer geworfen. Aber du hast ja deine eigenen. Dabei hatten wir, Mandy, Sandy und Candy, uns extra präpariert für den Abend. Die Push-Ups waren geschnürt, die Nägel bunt verziert und die Beine fein rasiert, auf all unsere Schlüpfer hatten wir vorsorglich unsere Telefonnummern gestickt und die ondulierten Haarteile waren farblich passend abgestimmt auf die mannigfaltige Haarpracht eines jeden Einzelnen von euch.

Allerdings, ein Kritikpunkt sei mir gestattet. Bei der Wahl des Liedgutes hätte ich gerne eines mehr dabei gehabt, das deine wunderbar tiefe Stimmlichkeit mehr betont hätte. Also bitte, das nächste Mal mehr Tiefe, viel mehr Tiefe Honey!

P.S.  … und zauberhafte Grüße an Max und Uwe, die quasi backstage für unsere Unterhaltung sorgten