Berlin, Viertel vor Zehn am Abend, im Keller einer Bar, fünf ungezähmte Männer, eine Bühne, raue Instrumente. Sie scharren mit den Hufen, schütteln die Mähnen. Ich schwinge mich in den Sattel, wippe mit dem Fuß, schnippe mit den Fingern, schreie laut die erste Textzeile mit, die ich sofort erkenne. Der Ritt beginnt, unter Tage, weit weg von grünen Wiesen. Ein Ritt durch die Nacht, wild und ungestüm, Zähmung nicht in Sicht.
The Horse Force 5 sind Indie-Rock pur und ohne Sattel. Sie brauchen kein Zaumzeug, sie haben Schlagzeug. Ihr Bass wummert wie schwere Hufe auf hartem Boden im Galopp durch den Canyon der Großstadt. Die Gitarre – bespannt mit feinstem Schweifhaar, gespielt mit Pferdestärken – schreit, windet sich, pflügt die biergetränkte Luft. Angeführt vom Leithengst folgen vier Mustangs keinem Gesetz, nur seinem Gesang, der außen dreckig ist, tief und derb und in seinem Innersten an Herz verblutet, mitunter einer zarten Berührung gleicht um sich dann wild aufzubäumen und zurück in die Wildnis zu traben.
Das Licht flackert, die Nüstern sind gebläht, die Mähnen struppig. Die Bar ist nun schwarz, zu eng für euch, zu trocken, die Luft brennt. Ihr müsst weiter ziehen. Ich reite mit euch!