Die Gegenwart eines Menschen kann mitunter so präsent sein, dass sie einem Schmerzen bereitet.
Da lag sie, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen waren geschlossen. Dunkles Haar umrahmte das unschuldige Kissen. Ihr Duft füllte den Raum, nicht erstickend, nicht verschwenderisch, aber er war da. Und er sollte so schnell nicht verschwinden.
Durch das Fenster schlichen Sonnenstrahlen, ließen Staubflocken tanzen. Kleine dreckige Wirbel, die – kniff man die Augen etwas zusammen – fast wie Schnee funkelten. Fast. Für Schnee war es zu heiß. Stille machte sich breit, nahm prahlerisch Platz auf dem Sessel, der in der Zimmerecke stand. Diese Stille war so laut, dass ihr Ohr zu bluten schien. Ein dünner roter Faden schlängelte sich über das Kissenweiß, sprang in einem Tropfen auf das Laken und nistete sich in dessen kühlen Seidenfaden ein.
Was wäre, wenn er sich einfach zu ihr legen könnte, ihre Wärme spüren, das kühle Laken unter seiner Haut. Er könnte sich in den Finger stechen, dann würde sich ein Tropfen seines Blutes mit dem ihren verbinden. Dann hätten sie eine Gemeinsamkeit. Dann wären sie vereint. Dann wären sie keine Fremden mehr.
Er betrachtete ihren Körper, so zart, so hell. Neben dem Bauchnabel leuchtete ein Muttermal, eine kurze Beruhigung für seine Augen, die haltlos über den makellosen Körper strichen. Ihre Beine waren gekreuzt, die Scham von einer Hand bedeckt. Sein Blick blieb auf dieser Hand liegen, liebkoste die zarten Finger, glitt an ihnen hinab, kroch in das kleine Dreieck, das sie zu verdecken dachten. Und wieder roch er ihr Parfüm.
Sie war so schön, dass es wehtat. Manchmal mochte er seinen Beruf.
„Schafft die Leiche jetzt raus, ich bin hier fertig.“