Gebannt starrend versuche ich die winzigen Buchstaben auf meinem Monitor zu entziffern. (Macht das eigentlich Sinn – Buchstaben entziffern? Kann man dann auch Zahlen entalphabetisieren?) Bei gefühlten 45 Grad im Schatten der Bürowände ein wahrlich schwieriges Unterfangen, denn der Monitor scheint irgendwie zu flimmern.
Kollege M. meint das auch, Kollege K. hat eine plausibel klingende Erklärung parat: Schuld an dem Dilemma sei die aufsteigende Dunstwärme hitzebedingt stark transpirierender Unterarme, welche heute nur all zu träge auf Tastaturen kleben. Die aufsteigende Heißluft der Gliedmaßen versetze die Pixelpunkte der Bildschirme in derart hektische Schwingung, dass deren Fixierung für das menschliche Auge unter diesen Umständen ein Unding sei.
Das Phänomen ist bekannt als Fata Morgana. Flirrende Luft über schmelzendem Asphalt, am Horizont eine wabernde Karamelkarawane, das Hirn angeschwollen auf Ballongröße. Denken unmöglich, Reden nur unter größtmöglicher Anstrengung, da die Zunge am Gaumen klebt. Hilfe nicht in Sicht, keine Oase, kein labend Nass, kein kühlend Bier – oder doch? Die Tatsache, dass zwei Türen weiter ein auf Hochtouren laufendes Kühlaggregat seit einer Stunde damit beschäftigt ist, Bier auf seine angemessene Trinktemperatur zu bringen, lässt mich weiterleben.
Danke Männers!