Dieser eine Morgen reit sich an die vergangene Nacht. Weitere Nächte werden folgen, kein weiterer Tag. Der hatte genug. Der ist vergangen. Verbittert. Da stehe ich nun, direkt am Rand. Wärme steigt zu mir hinauf, Bohnendunst. Er vernebelt meinen Blick in die Ferne. Aus der Tiefe flüstert es feucht, heiß und dunkel. Spring!
In wenigen Minuten werde ich mich in die schwarzen Fluten stürzen, werde in psychotroper Verzweiflung baden. Meine Würde wird sich verbrühen, während ich mit den Armen rudernd in das Königreich Kaffa tauche. Meine Lungen füllen sich mit Niacin, strampeln, implodieren, schwimmen zu Tausenden davon. Sucht schreit mir entgegen. Trink!
Dann fließt Excelsa durch meine Adern, giert nach Wegen, um in meine Leber zu flüchten. Ein kleines Stück ist noch da, den größten Teil musste ich verkaufen. Harte Zeiten, Wirtschaftskrise. Manchmal muss man Opfer bringen. Wer braucht schon eine ganze Leber, wenn er ein halbes Königreich besitzen kann, einen halben Fluss mit Ufern voller Plantagen, ein halbes Leben. Atme!
Die Narbe am Bauch stichelt und quängelt, erinnert mich an den Verlust des Lobus dexter, erinnert mich an Spritzen, an das Skalpell, an Scheren und Klammern, an rotgetränkte Tücher und flinke Hände im Hinterhof, an gedimmtes Licht von oben, an Nässe von unten, an dumpfe Schritte hinter Morphinwolken und an den Geruch von Euphorie. Vergiss!
Ich springe vom Rand meines Kaffeebechers, falle, schwimme, trinke aus dem Fluss Qahwa, atme Staub gemahlener Bohnen und vergesse mich. Dann versinke ich im schwarzen Sud aus roten Früchten und gebrannten Gedanken…