Mundspei Ohrenbrei

Pösie für Lieb & Bösi, schreibchenweise

Stille. Mein größter Wunsch ist Stille. Stattdessen höre ich ungefiltert dieses Gurgeln, Hämmern, Jammern, Murmeln, Quäken, Zischeln, Trommeln, Blubbern, Dröhnen, Bimmeln, Sabbeln, Ächzen, Grunzen, Stöhnen, Röhren, Pfeifen, Kreischen, Niesen, Räuspern, Tribbeln, Ruscheln, Nörgeln, Knirschen, Schlürfen… Großraumanimals auf ihrer Pirsch. Der Tag verschlingt sich selbst und spuckt sich stündlich wieder aus.

Er quillt mir aus den Ohren, dieser Brei aus Lauten, klumpt auf meine Seidenbluse, krustet sich den Rücken entlang zum Steiß, bröckelt träge auf den Boden und bildet eine Lache aus getrocknetem Mundspei bis zum Knöchel. Bitte, ich trage Ledersohlen! Fünfundzwanzigeinhalb Stunden ununterbrochen Erbrochenes. Jeder Ton ein Hackebeil in meinem Kopf. Die Paukenhöhle am Zerbersten. Hammer auf Amboss, Hammer auf Amboss, Hammer auf Amboss. Stereozilien kurz vor der Entwurzelung durch monologische Penetration. Geplärrtes Nasalsputum. Verbales Malträtieren. Gehustete Vergewaltigung.

Sadistische Gedanken manifestieren sich, zucken epileptisch hinter meinen Augen. Ich streife doppelt gummierte Handschuhe in freundlichem Gelb über und reiße Zungen aus Kehlen, stopfe die halbtoten Lappen in die Schlaglöcher dieser Stadt und reite mit Winterbeschlag im Galopp darüber. Vierhufiges Zungenpiercing. Straßenschnitzel. Dann erhebe ich Maulmaut und ahnde jedes Missachten auf Gutdünken. Ein Dezibel zu viel kostet mindestens sieben Finger. Fingerhack als Maßeinheit.  Die Wurstindustrie wird es mir danken. Kinder, esst mehr Finger-Food!

Und plötzlich denke ich, ach, tropfe mir heißes Wachs in die geschändeten Ohren, schiebe mir ein Stück Sonne in den Hintern und grinse. Am Himmel scheint ein Honigkuchen gülden durch die Wolken und in meinen Nebenhöhlen blühen Lilien süßlich vor sich hin. Ach.

Der Tag verschlingt sich selbst
und spuckt sich stündlich wieder aus.
Am Morgen stinkt er grün,
am Abend sieht er wütend aus.
Nach Stunden, die im Rausch ersticken,
ziehen Würmer durch das Hirn.
Die Nacht wird diesen Tag verficken,
dem geifernd Mond biet ich die Stirn.

Ach.