Ich hätte es mögen können

schreibchenweise

Das Einlegen oder Einwecken ist eine gängige Methode, Dinge zu konservieren. Zwei Augen im Glas halten so deutlich länger. Blicklegen. Augenwecken.

Und dann füllte ich dich aus, stopfte trockenes Stroh in deinen holen Bauch, auf dem ich einst wie auf einem Kissen ruhte, ließ stumpfe Nägel in deinen krummen Rücken tropfen, damit er stark und gerade ging und schippte Erbsen in deinen Kopf, der einst so schöne Locken trug. Jetzt klappert er. Das ist Musik. Ich hätte es mögen können, wenn man für mich singt…

Am Horizont versinkt ein Glühen. Gelbes Licht macht schöne Haut. Vom Glas auf meinem Tisch wirfst du mir Blicke zu. Zwei Äpfelchen in Spiritus, eins Blau mit schleichender Trübsinnigkeit von den Rändern zur Pupille, eins Grün. Das blüht noch. Mir scheint, du blinzelst. Ich denke, ich hätte es mögen können, wenn man mir zuzwinkert.

Vor einer Woche, oder zwei, da standst du nackt in meinem Leben. Ich fand, du solltest dich bekleiden. Du meintest, das wäre Diebstahl. Also hast du dich bemalt, mit deinen rohen Fingern. Wie albern. Wie schmucklos. Wie halbherzig. Farbenblind und untaktil – Lebendigkeit sieht anders aus. Dabei hätte ich es mögen können, wenn man mich berührt.

Am nächsten Tag hast du so verdammt viele Fragen in mich hineingebrüllt, dein Echo musste ich erbrechen, sonst hätte es mich zerfetzt. Der saure Widerhall im Innern Ich ist unerträglich und schmeckt mir nicht. Ich hab’s versucht. Sogar ein Sößchen nippte ich hinzu und teuren Wein. Vergebens, deine Bitternis klebt noch immer ungenießbar an der Zunge. Vielleicht hätte ich es mögen können, das zu genießen, mit einer Prise Heiterkeit.

Was mach ich nur mit deinen Briefen, die jetzt so schwülstig stinken? Wellige Papiere mit belangloser Tinte beschmiert. Sie verblassen und modern vor sich hin, ziehen Ungeziefer an. Das macht sich breit in meinem Bett und nagt an meinen Lippen. Deine Halbwertszeit ist abgelaufen, meine muss ich neu berechnen. Wahrscheinlich hätte ich es mögen können, dass jemand eine Ziffer in meiner Gleichung ist.

Die Sonne ist Vergangenheit – für dich. Mir scheint der Mond, der ist mir lieber. In ihm spiegelt sich die Eitelkeit so schön. In dieser Nacht verscharre ich die letzten Reste deiner Rührseligkeit im Garten. Irgendeine Katze wird morgen ihre Notdurft darauf verrichten. Nur deine Augen im Glas, die werde ich behalten. Ich mag sie.