Eine Frau sortiert ihr Leben
Nicht im Kopf, in ihrer Tasche eben
Eine cremt die rauen Hände
Ihr Kind leckt Wände
Ein Hund muss pissen
Ich seh’s ihm an und will’s nicht wissen
Zwei Mädels sind am Schminken
Gegenüber, die Männer stinken
Um Sitze wird gestritten
Eine Frau zeigt ihre Titten
Ein Mann wird laut „Was will die Braut?“
Ein anderer lacht
Kommt aus der Nacht
Geht in den Tag mit seinem Kater
Gesicht ganz blass, ganz roh, ganz Krater
Die U-Bahn hält
Der Hund, der bellt
Das Kind will raus, die Mutter nicht
Kind zieht Schnute, Mutter spricht
Zu laut, zu grob, zu unsensibel
Ich schaue raus, seh Häusergiebel
Fenster, Bäume und Balkone
Ein Mann, der raucht – mit oben ohne
Auf einem hängt Wäsche, nicht schön, nur nass
Neben mir der Mann wird blass
Torkelt, kippt, fällt auf den Boden
Aus seiner Hose quillt ein Hoden
Ich dreh mich um, will weg, muss raus
Ziehe meine Schuhe aus
Hüpfe singend durch die Bahn
Die Augen weit vom U-Bahn-Wahn
Im Ohr ein Klingen, schrill und fein
Jetzt hüpfe ich auf einem Bein
Man macht mir Platz, man lässt mich ziehen
Ich kann dem Wahnsinn hier entfliehen
Breite meine Flügel aus und springe…
… um morgen wieder hier zu sein – das ist der Lauf der Dinge
gedicht
Bermudadreieck
Pösie für Lieb & BösiEs war ein Sturm, kurz, heftig, spürbar
Es war salziges Wasser, tief, reibend, brennend
Treibsand am Meeresboden
Es war ein Verlust schon bevor es begann
Es gab keinen Kompass und kein Land
Geisterschiffe auf offener See
Es gab kein Davor und kein Danach
Es war ein Strudel aus weißem Wasser und Magneten
Jetzt ist es still und ich sehne mich nach Sturm
Im Waschsalon wird alles sauber
Pösie für Lieb & Bösi, schreibchenweiseNur die Gedanken bleiben schwarz
Von oben flackert es. Vor ihm dreht es sich. Unter ihm fährt eine Metro. 21, 22, 23, 24… Schleudern. Spülen. Pumpen. Der Stuhl, auf dem er sitzt, ist hart, wie immer. Es riecht nach Sauberkeit und Bleiche. Kacheln an den Wänden, Kacheln an den Füßen, Kacheln in seinem Kopf, mit Fugen, die brechen und sich verstreuen. Ausgekrümelt werden sie sich in die Sohlen derjenigen eintreten, die versuchen, ihren Schmutz hier zu lassen. Im Waschsalon ist alles sauber – hinterher und drumherum. Und das Dazwischen stinkt. Münzen im Tausch gegen weißes Pulver. Blutspritzer auf anonymen Hemden im Tausch gegen weiße Kragen. Schwarze Erinnerungen im Tausch gegen weiße Gedanken.
Wahllos stopft er alles in eine Tasche, dreckige Socken, ausgeleierte Hosen, beschmierte Hemden, zerrissene Haut. Waschtag. Im Hausflur stehen Räder. Am Himmel stehen Wolken. Am Handgelenk steht seine Uhr. Sie hat es aufgegeben, gegen die Trägheit der Zeit zu rebellieren. Jetzt ist sie schmucklose Zierde, ein Relikt – keines, an dem Nostalgie klebt, einfach nur eines, das stumm nach Gewohnheit klingt. Die Schritte sind die gleichen wie jede Woche, 21, 22, 23, 24… Schleudern. Schwanken. Auffangen. Der Boden, auf dem er geht, ist hart, wie immer. Es riecht nach Winter und Salz. In der Häuserzeile vor ihm lockt ein Neonlicht. Es flackert. Weit aufgerissene Fensteraugen klimpern. Zu hektisch, Wärme schenkt andere Blicke. Die lässt sich besser trinken, füllt den Magen, stillt den Kopf.
Die Trommel schluckt, füllt sich, will sich fast erbrechen. Er füttert weiter. Von oben flackert es. Vor ihm dreht es sich. Neben ihm der Stuhl ist leer… 25, 26, 27, 28, 45 Minuten später ist alles sauber, gespült, gestärkt. Die Trommel spuckt, er atmet Chlor. Unter ihm fährt eine Metro. 46, 47, 48… Wochen ist es her, dass ihre Tür sich schloss. Im Hausflur standen Nachbarn. Am Himmel stand eine Sonne. In seinem Magen stand seine ganze Welt. Stille im Tausch gegen laute Worte. Gefühle im Tausch gegen Blei. Ein Karton voller Bücher im Tausch gegen leere Wände. Auf einem Zettel starben Worte … 34, 35, 36, 37
Wir verlieren uns
Ganz still, ganz leise
In der Zeit, die wir
Nicht teilen
Wir entfernen uns
Rasend langsam
In dem Raum, der uns
Nicht bleibt
Wir vergessen uns
Werden blasser
Und verschwinden
Wie Bleistift auf Papier
Oh, äh … was? Montag
Pösie für Lieb & BösiWattekopf mit Krausgedanken
Ordnung überschwemmt
Chaos hat famose Pranken
Lummifrub das Denken hemmt
Gemüsesaft die Adern sprengt
Rot und gelb (kommt von der Möhre)
Dickkopf von den Schultern hängt
Opiumduft mir würgt die Röhre
Regen, Sonne, Sonne, Regen
Schwimmflügel ich könnt gebrauchen
Wolkenbrei tropft auf den Brägen
Wär’ ich Fisch, ich würde tauchen
Tauchen, tauchen, immer tiefer
Bis die Nase steckt im Grund
Wühl mich ein in Schlamm und Schiefer
Hände müde, Zunge wund
Wattekopf mit Brägenpanne
Seele sucht nach Kokosmilch
Schütte Kröten in die Wanne
Und ertränk darin den Knilch
Am frühen Morgen
Pösie für Lieb & BösiSchädel brummt
die Welt verstummt
Füße drehen sich im Kreis
Wein als Dunst
am Boden Kunst
Gedanken liegen noch auf Eis
Magen dreht
Penis steht
Herrlich, was schreib’ ich für ein Scheiß